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Kingdom Hearts - War of Light and Darkness

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Zurück in die Höhle

Ein lautes Krachen ließ Naoko auffahren. Verschlafen schaute sie sich um. Die Sonne war mittlerweile weiter gewandert. Allmählich ging es auf die Abenddämmerung zu. In der Mitte der Lichtung stand Terra. Ein großer Felsbrocken lag zersplittert vor ihm. Schwer atmend richtete er sich auf. In einem Funkenstrom verschwanden die Schwerter und er begann mit den Schultern zur kreisen um sie zu entspannen.

Naoko rieb sich die Augen und sprang dann vom Baum herab. "War der Fels im Weg?", fragte sie spöttisch. Er sah auf. "Wieder wach?", fragte er ebenso spöttisch zurück. "Offensichtlich. Bei dem Lärm auch kein Wunder.", neckte Naoko ihn. Terra lachte auf. "Na du hast gut reden. Ich hab die ganze Zeit schon wesentlich größeren Lärm veranstaltet und es hat dich kein bisschen gestört. Dein Geschnarche hingegen, hat dem schon ziemliche Konkurrenz gemacht." Hastig duckte er sich, als plötzlich ein Ast geflogen kam. "Von wegen Geschnarche, Mistkerl.", grinste Naoko. "Das kannst du deiner Oma erzählen."

Lachend ließ Terra sich auf dem Boden nieder. Er wirkte ziemlich erschöpft. Naoko setzte sich neben ihn. "Wie lange sind wir schon hier?"

Terra zuckte mit den Schultern und sah auf die Uhr. "Vier, fünf Stunden in etwa. Nicht mehr lange und es wird anfangen dunkel zu werden."

"Ist doch eigentlich eine gute Zeit um zurück zu gehen, findest du nicht?" Irgendwie klang die Frage scheinheillig. "Hast du etwa schon wieder Hunger?", fragte Terra ins Blaue hinein. Anscheinend traf er dennoch ziemlich ins Schwarze.

Naoko schien sich nämlich schlagartig wahnsinnig für einen Grashalm zu ihren Füßen zu interessieren. "Ja, hast du.", stellte Terra für sich selbst fest. "Vielleicht ein wenig.", nuschelte Naoko. "Oh mann. Na von mir aus. Aber du wirst noch ein wenig aushalten müssen, wenn du nicht alleine hochgehen willst. Ich möchte noch ein paar magische Übungen machen." Sofort setzte Naoko sich kerzengerade auf und starrte ihn freudestrahlend an. "Magische Übungen?", fragte sie aufgeregt und mit glänzenden Augen.

Stirnrunzelnd betrachtete Terra sie. "Du hast einen Narren an Magie gefressen, kann das sein?" Eifrig nickte Naoko. "Ja. Ja. Ja. Was dagegen, wenn ich mitmache?" Kurz dachte Terra nach. Schließlich sagte er: "Warum eigentlich nicht? Wir könnten ein kleines Magier-Duell ausfechten."

Aufgeregt spran Naoko auf. "Ja. Lass und das tun!"

"Okay." Für Terra war es eine gute Möglichkeit Naokos magische Fähigkeiten zu testen.

Sie stellten sich in angemessener Entfernung auf und betrachteten einander. "Bist du bereit?", fragte Terra. Naoko nickte. "Ok. Dann los."

Ihr Angriff hätte ihn fast erwischt. Schneller als er gucken konnte, hatte Naoko eine Art Windstrudel beschworen, welcher mit hoher Geschwindigkeit auf ihn zuraste. So schnell er konnte, presste Terra die Hände auf den Boden und entfesselte seine Erdmagie. Keine Sekunde zu spät baute sich vor ihm ein Erdwall auf. Unmittelbar danach hörte er ein lautes Krachen. Tiefe Risse zeichneten sich im Wall ab, durch die feine Staubschließeren rieselten. Erst als das Geräusch verklungen war, ließ Terra den Wall wieder sinken. Freude strahlend stand Naoko dort und sah ihn an. Terra war mehr als überrascht. Ihre magische Kraft schien ziemlich stark zu sein. Vor allem aber war sie erstaunlich schnell. "Kanns´ weiter gehen?", fragte Naoko. "Ja." Terra hob die Hände und richtete sie auf Naoko. Genau wie sie entfesselte er seine Windmagie. Allerdings beschwor er keinen Strudel hervor, sondern feuerte eine Salve aus Windkugeln auf sie ab.

"Interessant.", flüsterte Naoko. Geschickt fing sie die erste Kugel mit ihrer Hand auf. Natürlich nicht direkt mit der Hand. Stattdessen schloss sie die Windkugel in einer Art magischen Kraftfeld ein, wodurch diese dich über ihrer Handfläche schwebte. Mit beinahe tanzenden Bewegungen und Drehungen fing sie auch die anderen Kugeln auf und verband sie zu einer einzigen, großen Kugel. Danach rammte sie diese in den Boden vor sich. Der Wind rauschte zurück zu Terra und riss einiges an Erde und Steinen mit sich. Rasch wich Terra ihnen aus. Ihre Hände auf den Boden gepresst, entfesselte Naoko nun ihre Erdmagie. Mit einem lauten Krachen, brachen mehrere Spitze Erdsäulen darauf hervor und zielten auf Terra. Nur seine Windmagie konnte ihn retten. Rasch zog er einen großen Schild aus tosendem Wind um sich, welcher ihn vor dem Angriff schützte. Ohne Zeit zu verlieren wandelte er den Schild in einen Speer und schleuderte ihn auf Naoko. Im selben Zug schickte er seine Feuermagie aus und der Speer verwandelte sich in eine glühende Flammenzunge. Erneut fing sie die Magie mit ihrer eigenen auf, drehte eine Pirouette und schleuderte die Flammen zurück. Allerdings verstärkte sie die Flammenzunge mit ihrer eigenen Kraft, wodurch sich die Zerstörungskraft beinahe verdoppelte.

Hastig zog Terra einen Eisschild zum Schutz um sich. Feuer und Eis kollidierten in einem lauten Knacken und Zischen und weißer Nebel hüllte die beiden Kontrahenten ein. Bröckelnd krachte der Eisschild zu Boden.

Bevor Terra Luft holen konnte,erfasste ihn ein starker Windschlag. Sich überschlagend wurde Terra in die Luft katapultiert und in einem Strudel eingeschlossen.. Schnell rief er seine Windmagie um sich wieder zu stabilisieren und aus der Windhose zu entkommen. Beide Kräfte zerrten gegenseitig aneinander und lösten sich letztendlich im Nichts auf.

Zeit für einen Gegenangriff. Terra feuerte einen Eisstrahl auf Naoko ab. Der Strahl traf sie mitten in der Brust und ließ sie zu Eis erstarren. "Verdammt. Naoko!", rief Terra überrascht. Er hatte nicht damit gerechnet sie zu treffen, dafür war sie zu gut. Sicher landetete er wieder auf dem Boden und lief zu ihr.

Kurz bevor er sie erreichte fing der Boden unter ihm an zu beben. Plötzlich erhoben sich vier Erdwände und schlossen ihn und Naoko ein. Terra feuerte einen gut gezielten Blitz auf eine der Wände ab und...der Blitz ging einfach durch die Wand hindurch. "Was zum...?" Über ihm verdunkelte sich der Himmel. Alarmiert sah Terra hinauf. Dort war eine gigantische Erdfaust und holte aus. Schnell zerstörte Terra sie mit einem weiteren, viel stärkeren Blitz. Aus dem Inneren der zerspringenden Faust sprang Naoko hervor. Irritiert starrte Terra sie an. Wie war das möglich? Naoko war doch eingefroren. Doch in diesem Moment verschwanden sowohl die eingefrorene Naoko aus auch die Erdwände. Scheinbar war alles eine Illusion gewesen.

Naoko landete wieder auf dem Boden und stürmte auf ihn zu. In ihrer Hand bildete sich eine blau leuchtende Kugel, welche extreme Kälte ausstrahlte. Entschlossen stürmte Terra ihr ebenso entgegen. Gleichzeitig rissen sie ihre Arme zurück und schleuderten dann ihre Magie dem anderen entgegen. Sie trafen sich in der Mitte der Lichtung. Eisige Böen hüllten die beiden Kontrahenten ein, während die Eiskugeln gleichzeitig aneinander zerrten und sich umeinander wanden. Mit ausgestrecktn Armen standen sie sich gegenüber und versuchten die Vorherrschaft zu erlangen. Zwischen ihnen tobte ein Sturm aus Eis und Schnee. Als die Magie ihren Höhepunkt erreichte, explodierte sie in alle Richtungen. Terra und Naoko sprangen beide zurück um sich in Sicherheit zu bringen.

Keuchend betrachtetn sie das Ergebnis ihres Kampfes. Mitten auf der Lichtung thronte eine mehrfach in scharfkantigen Zacken ausufernde Eissäule. Der Boden darum herum, war in weiß-bläulichem Eis gefangen. In der Luft schwebten winzige Eiskristalle.

"Ich glaube, das reicht fürs erste.", sagte Terra. "Stimme dir voll und ganz zu.", brachte Naoko schwer atmend heraus.

Der Kampf hatte nicht sehr lange gedauert. Dennoch waren sie beide ziemlich erschöpft, da sie unbewusst mit vollem Einsatz gekämpft hatten.

Sowohl für Terra auch für Naoko war es jedoch ein aufschlussreiches Training gewesen. Insbesondere für Terra. Nun hatte er eine ungefähre Ahnung von Naokos Fähigkeiten. Aus ihrer Handlung konnte er entnehmen, dass ihr Wissen über die elementare Magie ziemlich tief ging. Sogar tiefer als seines. Anders als Terra war sie in der Lage, die Magie des Gegners zu manipulieren und sich zunutze zu machen. Man bedenke allein schon das Auffangen der Windsalve oder der Flammenzunge. Und sie schien Erfahrungen in Illusions-Magie zu haben. Ein Bereich, den Terra bisher noch nie benutzt hatte. Zwar kannte er ein paar Formeln dafür, hatte sie bisher aber noch nie angewandt.

Alles in allem glaubte er, dass sie noch sehr gut voneinander lernen konnten, er aber in einem magischen Gefecht niemals ihr Feind sein wollte.

"Du kämpfst erstaunlich gut. Bist du mit den Schwertern auch so stark?", fragte Terra und kam zu ihr. Naoko schüttelte den Kopf. "Nein. Leider nicht. Mir fehlt einfach die Kampferfahrung. In der Magie kann ich das wenigstens mit Fantasie wieder wettmachen. Aber im Schwertkampf würdest du mich zweifelsohne mit Leichtigkeit besiegen."

"Auch wenn dir Kampferfahrung fehlt, könntest du eine gute Schwertkämpferin sein. Deine Bewegungen haben zumindest gute Voraussetzungen dafür und eine gewisse Stärke bestitzt du auch. Letztendlich darf man nicht vergessen, dass starke Magie nur aus einem starken Körper resultiert. Je stärker der Kämpfer, desto stärker die Magie. Und was die Erfahrung angeht: wenn du magst, können wir öfter mal Übungskämpfe machen. Sowohl in Magie als auch mit dem Schwert."

Freudig nickte Naoko. "Ja, sehr gerne!"

Zitternd rieb sie sich die Arme. "Es ist etwas kalt. Findest du nicht?", fragte sie schief grinsend. "Ja, allerdings.", lachte Terra. "Komm. Lass uns zurückgehen."

Gesagt getan. Schnell sahen sie zu, dass sie in wärmere Gefilde kamen. Mit einer Handbewegung ließ Terra den Schild wieder sinken und die Umgebung versetzte sich wieder in ihren Ursprung zurück. Mittlerweile war die Abenddämmerung längst angebrochen und sie mussten im Zwielicht aufpassen wohin sie traten.

Allerdings störte sie das wenig. Angeregt in ein Gespräch über Magie und magische Angriffe vertieft, nahmen sie ihre Umgebung kaum war. Zumindest nicht bis der Tempel in Sichtweise kam.

"Na endlich!", rief Naoko. "Ich verhungere noch!" Sprach´s und lief los.

Terra konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Die Ähnlichkeit zwischen Bunny und Naoko, wenns um Essen ging, war in der Tat ziemlich spannend. Um nicht abgehängt zu werden, sprintete er hinterher. Als er gerade so nahe heran war, dass er auch das Eingangstor des Tempels sehen konnte, spürter er etwas. Etwas Dunkles.

Überrascht stoppte er kurz. Nur um danach umso schneller weiter zu laufen. Gerade rechtzeitig erreichte er Naoko und griff nach ihrem Arm. "Stopp! Bleibt stehen!", rief er dabei.

Irritiert hielt Naoko an und sah ihn fragend an. "Was ist?"

"Spürst du es nicht?" Naoko besah sich das Gebäude und konzentrierte sich. Ihre Augen weiteten sich, als sie die Dunkelheit spürt. Nein nicht ganz. Es war mehr eine körperliche Präsenz. Eine Person welche im Reich der Dunkelheit wandelte. Jemand war hier!

"Ja. Jetzt spüre ich es auch. Ob das der Typ von vorhin ist?" Terra nickte. "Ich glaube schon. Die Aura fühlt sich ähnlich an." In diesem Moment ertönte aus dem Tempel ein Geräusch. Eine Art Scharren und Rumpeln.

"Klingt, als würde jemand etwas großes über den Boden schleifen.", flüsterte Naoko. Vorsichtshalber zogen sie ihre Schwerter.

Für einen Moment sahen sie sich an und nickten einander zu. Mit der Spitze seines Schwertes, drückte Terra vorsichtig gegen den rechten Flügel des Tores. Knarrend öffnete er sich. Das Scharren verstummte. Plötzlich herrschte totenstille. Dann ertönten hastige Schritte. Terra und Naoko stürmten in die Eingangshalle, doch sie waren zu langsam. Sie sahen nur noch eine schwarze Wolke, welche sich im Nichts auflöste. Ein Tor der Dunkelheit! Ebenso wie das Tor des Lichts, konnten Anhänger der Dunkelheit mit ihm jederzeit zwischen den Welten reisen.

"Mist. Schon wieder entkommen.", fluchte Naoko.

Terra schwieg. Aufmerksam sah er sich um. "Wir sollten die Räume noch einmal überprüfen. Irgendwas hat er hier gemacht und ich will wissen was es war."

"Vielleicht hat uns hier ja Ostereier versteckt.", witzelte Naoko mit bitterer Stimme, machte sich aber sofort an die Arbeit.

Trotz gründlicher Suche konnten sie jedoch nichts ungewöhnliches entdecken. Letztendlich trafen sie sich wieder in der Halle. "Nichts. Es ist zum verrückt werden. Was hat er nur hier gemacht?", fragte Naoko frustriert. Ihr Blick fiel auf Terra, welcher nachdenklich in die Leere starrte. Zwischen seinen Fingern drehte er den Anhänger seiner Kette hin und her. "Dich beschäftigt etwas, das sehe ich doch.", sagte Naoko. Terra nickte, sah aber immer noch ins Leere. "Das Geräusch. Dieses Scharren. Ich überlege gerade, woher es gekommen sein könnte."

"Hmm. Ich glaube, das Geräusch kam ungefähr aus dieser Richtung.", sagte Naoko und deutete zur großen Treppe, welche in den oberen Stock führte. "Könnte sein." Gemeinsam suchten sie die Treppe noch einmal genauer ab. Sie klopften sachte an Wände um herauszufinden, ob sich irgendwo eine Geheimtür verbarg; sie betrachteten und beklopften den Boden um eine eventuelle Falltür zu finden; doch es blieb bei dem was es augenscheinlich die ganze Zeit war: eine ganz normale Treppe aus Holz." Fehlanzeige", murmelte Terra. "Und wenn das Geräusch von oben kam?", warf Naoko ein und flitzte nach oben. Terra folgte ihr. Nach ein paar Minuten des Suchens rief Naoko plötzlich nach ihm. Schnell ging er zu ihr. Naoko kniete vor der großen Drachenstatue, welche Terra an seinem ersten Abend sofort ins Auge fiel. Die einzige Statue die nicht mit gold überzogen war und aussah wie eine Mischung aus Drache und Wolf. "Sieh´ mal." Aufgeregt deutete Naoko auf den Boden vor der Statue. Im Staub waren deutlich Schleifspuren zu sehen. "Mr. Drache hier wurde eindeutig bewegt. Und es ist noch nicht lange her.", kombinierte Naoko.

"Du hast Recht! Vielleicht gibt es ja einen Hebel oder sowas." Terra besah sich die Statue etwas genauer. Mit der Hand strich er über jede noch so kleine Verzierung und Unebenheit. Naoko tat es ihm auf der anderen Seite nach.

Plötzlich bemerkte Terra etwas. Über seinen Arm strich ein ganz leichter Windhauch. Aufmerksam geworden betrachtete er die Holzwand hinter der Statue. Wenn man ganz genau hinsah, konnte man eine ganz schmale Linie erkennen. Seine Augen folgten der Line und nun sah er, dass sie ein etwa zwei Meter hohes und etwa anderthalb Meter breites Rechteck bildete. "Hier scheint sowas wie eine Tür zu sein.", sagte er. "Super! Bleibt nur noch die Frage, wie wir sie öffnen könen!", brummelte Naoko von unten herauf. "Ich finde hier weit und breit keinen versteckten Schalter oder sonst etwas. Nur Staub und Spinnweben. Zum Glück ohne Spinnen."

"Hmmm. Möglicherweise ist die Lösung einfacher als wir denken.", sagte Terra. "Geh doch mal kurz zur Seite, ja?" "Okay."

Terra stellte sich direkt vor den Drachen. Einen Moment lang sah er ihm in die steinernen Augen. Dann packte Terra ihn am Kopf und zog. Die Statue bewegte sich ein Stück. "Aha. Wir müssen die Statue einfach nur nach vorne ziehen." Er suchte sich einen bessern Griff und zog mit aller Kraft. Knrischend bewegte die Statue sich weiter. Terra zog so weit er konnte. Bis ein lautes Klicken ertönte. Irgendwas schien irgendwo eingerastet zu sein. Die Statue bewegte sich nun keinen Millimeter mehr weiter. Dafür öffnete sich mit einem lauten Rumpeln die Wand. Ein Schwall kalter Luft schlug ihnen entgegen, begleitet mit einem schaurigem Heulton.

"Wow." Neugierig näherte Naoko sich der Öffnung und sah hinein. "Eine Wendeltreppe. Sie führt nach unten." In der Tat. Es handelte sich um einen Schacht, welcher tief in den Boden hinein ragte. Man konnte nicht einmal das Ende der Treppe sehen. Terra beschwor eine kleine Flamme in seiner Handfläche. "Wollen wir uns das mal ansehen?" Naoko nickte aufgeregt. Ihr seltsamer Besuch schien längst vergessen zu sein. "Nimm zumindest eines deiner Schwerter in die Hand. Nur zur Sicherheit.", ermahnte Terra sie, während er selbst sein Drachenfeuer erscheinen ließ. "Weiß ich."

"Ok. Dann mal los."

Je weiter sie gingen desto allumfassender wurde die Dunkelheit. Irgendwann verschwand auch das letzte bisschen Licht von der Tür oben im Schacht und Terras Feuer war die einzige Lichtquelle. Es wurde auch merklich kühler. Schließlich beschwor auch Naoko eine kleine Flamme. Zum einen um besser sehen zu können, zum anderen um wenigstens eine Spur Wärme zu bekommen.

"Wie weit der Schacht wohl noch geht?", fragte sie, nachdem sie schon einige Minuten abwärts gegangen waren. Bei dem Gedanken, die vielen Stufen später wieder aufwärts laufen zu müssen, stöhnte sie schon jetzt innerlich auf. "Ich habe keine Ahnung." Etwas an seinen Tonfall ließ Naoko aufhorchen. Terra klang extrem angespannt. "Wirklich nicht?", harkte sie vorsichtig nach. Terra schwieg. Schließlich fasste sie ihn sanft an der Schulter und zwang ihn stehen zu bleiben. "Was ist los?" Erst sah er sie an, dann wanderte sein Blick wieder nach unten. Irgendwas schien ihm Sorgen zu bereiten.

"Vielleicht habe ich eine Vermutung."

"Erzähl!", forderte Naoko ihn auf.

Einen Moment noch zögerte er. Dann sagte er: "Eventuell führt dieser Sacht ins Innere des Berges. Also in die Höhle. Die Höhle wo ich dem Herzlosen begegnet bin." Plötzlich wurde Naoko noch kälter als ohnehin schon. "Bist du sicher?" Aber Terra schüttelte den Kopf. "Nein. Sicher bin ich mir nicht. Aber wenn man den Aufbau des Berges mit der Position des Schachtes vergleicht, liegt der Verdacht sehr nahe. Und..." Naoko wartete darauf, dass er weiter sprach. Als er es nicht tat, fragte sie: "Und?"

"Und die ganze Atmosphäre fühlt sich an wie gestern, als ich die Höhle betreten habe. Ein unangenehmer Druck am ganzen Körper. Die kalte Aura, die der Stein um uns herum abgibt. Es gefällt mir nicht. Und viel weniger gefällt mir der Gedanke, dass ich Recht haben könnte. Denn dann wird der Herzlose, sofern er nicht bei dem Felssturz gestorben ist, möglicherweise dort unten auf uns warten."

"Das verstehe ich. Möchtest du lieber umkehren?", fragte Naoko. Zugegeben war sie auch nicht sonderlich scharf darauf, dem Herzlosen jetzt zu begegnen. Jetzt wo sie noch ausgelaugt vom Training waren und sowieso keinen Plan hatten, wie man ihn besiegen konnte. Insgeheim hoffte sie, er würde ihr zustimmen. "Nein. Ich glaube nicht, dass wir das noch können. Es könnte gefährlich sein nicht zu wissen, was sich direkt unter unserem Schlafzimmer befindet. Vielleicht irre ich mich ja auch und alles ist ganz harmlos."

"Hoffentlich irrst du dich.", sagte Naoko.

Terra nickte zustimmend. "Na komm. Gehen wir weiter." Naoko musste zugegeben, dass sie ihn dafür bewunderte. Der Herzlose machte Terra ziemliche Angst, trotzdem schaffte er es weiter zu gehen.

Runde um Runde gelangten sie immer tiefer. Bis endlich die Treppe endete. Nun standen sie in einem kleinen, steinernen Raum. Vor ihnen bohrte sich ein weiterer Stollen durch den Fels. Noch immer konnten sie kaum eine Körperlänge weit sehen. Ohne zu zögern betraten sie den Stollen und lauschten ihren eigenen Schritten. Nach einer Weile war auch dieser Stollen zu Ende. Was sie nun sahen, bestätigte Terras Befürchtungen. Sie standen auf einem steinern Podest oder eher einem Vorsprung. Ein paar Meter vor ihnen endete der Fels unter ihren Füßen in einem scheinbar bodenlosem Abgrund. Genau wie gestern, war das Ende der Höhle nicht sichtbar. Möglicherweise lag direkt gegenüber sogar der Ort, an dem Terra gestern die Steintafel entdekct hatte. Stichwort Steintafel: am Rande des Abgrunds stand eine weiterer Tafel. Sie war nahezug identisch mit der anderen, nur dass diese wesentlich besser erhalten war. Auch das Bild war genau gleich. "Seltsam.", mumelte Naoko. "Was ist?", fragte Terra und sah sie an. "Dieses Bild. Ich habe es schon einmal gesehen. Bevor ich auf diesen Berg kam. Es hat irgendwas mit der Legende zu tun. Mann, wenn ich mich nur erinnern könnte."

"Hoffentlich fällt es dir wieder ein. Es könnte wichtig sein um zu verstehen, was hier vorgeht.", überlegte Terra laut. "Ja. Es war auch irgendwie wichtig." Nachdenklich trat sie an die Tafel heran und strich behutsam über die Linien der Zeichnung. "Ich frage mich, warum die Mönche einen Geheimgang zu dieser Höhle hatten.", wunderte Naoko sich. "Was ist an dieser Höhle so besonders?"

"Es würde mich nicht überraschen, wenn es etwas mit dem Bild auf der Tafel zu tun hätte. Ich glaube, darauf ist dieser Berg abgebildet. Und in seinem Inneren haust so etwas wie eine Schlange. Möglicherweise ist die Schlange eine Art Gottheit, welche von den Mönchen angebetet wurde."

Bei den Worten "Gottheit" und "Schlange", regte sich etwas in Naokos Gehirn. Eine Erinnerung. Jedoch war der Moment zu kurz, um sie zu fassen zu bekommen. Praktisch sofort, war sie wieder verschwunden.

Schulterzuckend sah Naoko sich um. Allerdings gab es in der Dunkelheit nicht viel zu sehen.

"Und jetzt?", fragte sie.

Terra trat ein paar Schritte vor und ließ seinen Bogen erscheinen. "Ich möchte etwas ausprobieren."

"Was denn?", fragte Naoko überrascht. "ich will wissen, wie groß diese Höhle ist. Und ob es vielleicht etwas zu sehen gäbe, was uns hilft." Ernst sah Terra sie an. "Aber: sollte der Herzlose wirklich hier und noch am Leben sein, wird er dadurch mit Sicherheit auf uns Aufmerksam gemacht. Sofern er uns nicht eh schon entdeckt hat, heisst das."

"Dann wäre ein Kampf aber unausweichlich.", war Naoko ein. Terra nickte. "Ja. Daher bitte ich dich vorher um Erlaubnis. Ich bin nicht scharf darauf, mit ihm zu kämpfen. Aber ich muss Gewissheit haben." Stirnrunzelnd sah Naoko in die Tiefe und schlussendlich nickte sie. "Ich bin bereit.", obwohl sie eigentlich genau das Gegenteil davon war. Wortlos hob Terra den Bogen. Mit seinen Fingern berührte er die Sehne und zwischen seinem Zeige- und Mittelfinger bildete sich ein leuchtender Pfeil. Wobei es nicht wirklich aussah wie ein Pfeil, eher wie ein Blitz aus pulsierender Energie. Terra zog die Sehne so weit er konnte und hob den Bogen so an, dass er über den Pfeil hinweg sehen konnte. Kurz zielte er, dann ließ er los.

Mit einem lauten Sirren schoss der Pfeil über den Abgrund hinweg. Kurz darauf schlug er in der gegnüberliegenden Wand ein. Für ein paar Sekunden, bevor der Pfeil erlosch, beleuchtete er seine Umgebung. Es waren wirklich nur ein paar Sekunden. Doch länger brauchte Terra nicht.

Direkt gegenüber, in einer Entfernung von etwa sechszig bis siebzig Metern, befand sich tatsächlich die Platte auf der Terra gestern die Steintafel entdeckt hatte. Allerdings war sie kaum noch wieder zu erkennen. Dort wo einst der Eingang in den Tunnel war, befand sich jetzt nur noch ein riesiger Haufen Geröll und Gestein. Scheinbar hatte die Exlposion den gesamten Tunnel zum Einsturz gebracht. Mehrere Brocken Stein waren dabei auch hinauf auf die Plattflorm geschleudert worden.

Jetzt sah diese aus wie eine uralte Ruine, von der nur noch Trümmer und Schutt übrig geblieben war.

Einige der Brocken mussten wohl die Steintafel getroffen haben. Von ihr war nur noch der Sockel und ein Stück des äußeren Rahmens zu sehen. Dann erlosch der Pfeil. "War das...?" Terra nickte. "Dort habe ich gestern den Herzlosen getroffen." Alarmiert sah Naoko sich um. "Kannst du ihn sehen? Oder spüren?" Doch Terra schüttelte den Kopf.

"Nein. Aber das heißt nicht, dass er nicht da ist." Vorsichtig trat Naoko neben ihn und starrte in die Tiefe. "Ob er da unten ist? Ich meine, jetzt gerade? Sieht ziemlich tief aus."

Wortlos hob Terra erneut seinen Bogen, spannte einen Lichtpfeil und schoss. Sirrend flog der Pfeil in die Tiefe. Terra und Naoko warteten angespannt. Eine gefühlte Ewigkeit lang wurde das Licht immer kleiner und kleiner. Und irgendwann stoppte es. Zu diesem Zeitpunkt war das Licht gerade mal noch so groß wie ein Nadelkopf. Seine Umgebung konnte es nicht mal ansatzweise beleuchten.

Die Wirkung jedoch war dennoch mehr als ausreichend. "Er scheint nicht hier zu sein." Naoko nickte.

"Andernfalls hätte er längst angegriffen.", sagte sie. "Selbst wenn unsere Anwesenheit ihn nicht aufgescheut hätte, der Pfeil hätte es garantiert getan."

"Die viel wichtigere Frage ist also: ist er wirklich dort unter dem Schutt begraben und tot? Oder ist er einfach nur nicht hier? Und wenn das der Fall sein sollte, wo ist er dann jetzt?" Naoko sah ihn nur ratlos an. Auch sie hatte keine Antworten auf diese Fragen. "Könntest du nicht rüber fliegen und nachsehen?", fragte sie. "Wozu hast du denn deine praktischen Flügel?" Nachdenklich sah Terra in die Dunkelheit. Dorthin wo die andere Plattform sein musste.

"Das könnte ich. Aber es würde ewig dauern, sich bis zum Eingang der Höhle durchzuarbeiten. Dort habe ihn ihn ja das letzte Mal gesehen. Da wäre es viel schneller, von außen herum zum Eingang zu gehen. Dort mit dem graben anzufangen, würde viel mehr bringen. Doch ob das so klug ist? Im schlimmsten Fall setzen wir ihn dadurch wieder frei. Nein. Das halte ich für keine gute Idee."

"Und was schlägst du dann vor? Abwarten und Tee trinken?", fragte Naoko. Ratlos zuckte Terra mit den Schultern.

"Ehrlich gesagt: ich habe keine Ahnung. Ja, vielleicht sollten wir erstmal abwarten. Was besseres fällt mir im Moment auch nicht ein."

Naoko war nicht sonderlich glücklich mit dieser Entscheidung. Das war ihr deutlich ins Gesicht geschrieben. Da sie jedoch auch keinen besseren Vorschlag vorzubringen hatte, beließ sie es bei einem sorgenvollen Stirnrunzeln.

In stillem Einvernehmen machten sie sich auf den Rückweg.

"Ich würde nur zu gerne wissen, warum die Priester einen Geheimgang zur Höhle hatten.", murmelte Naoko laut, während sie die Wendeltreppe wieder hinaufstiegen.

"Eine sehr gute Frage.", bemerkte Terra über seine Schulter hinweg. "Möglicherweise um ihrer Gottheit Opfergaben zu bringen oder so. Dadurch konnten sie sich den ganzen Weg um den Berg herum sparen." Naoko nickte zustimmend, auch wenn er es nicht sehen konnte. Klang irgendwie einleuchtend. Doch ein inneres Gefühl sagte ihr, dass die Lösung vermutlich nicht so einfach sein konnte.

"Aber dann hätten sie doch auch einfach einen ganz normalen Gang anlegen können. Wozu der Aufwand mit der Statue? Da muss einfach mehr dahinter stecken.", warf sie ein.

"Hmm. Vielleicht um ihn vor neugierigen Blicken zu schützen. Obwohl...dann hätten sie auch einfach eine Tür einbauen und diese dann verschließen können. Ach ich weiß es nicht.", murmelte Terra. Sein Kopf schien vor lauter Fragen und ungelösten Rätseln platzen zu wollen. Behutsam massierte er sich die Schläfen.

Nichts von allem schien im Moment irgendeinen Sinn zu ergeben.

Hinter sich meinte er Naoko flüstern zu hören. Fragend drehte er sich zu ihr um.

"Hast du etwas gesagt?" Hastig schüttelte Naoko den Kopf. "Nein, nichts."

Terra sah sie noch einen Moment lang an. Dann zuckte er mit den Schultern und ging weiter.

"Muss ich mir wohl eingebildet haben.", dachte er.

"Weißt du...vielleicht ging es ja gar nicht um die Gottheit selbst. Vielleicht wollten sie ja die Steintafel schützen. Vielleicht sollte sie nicht jeder zu sehen bekommen."

"Die Steintafel? Wir kommst du darauf?", fragte Terra. "Ach nur so ein Gedanke." Terra dachte über ihren Einwand nach. "Würde das Sinn machen? Beim anderen Höhleneingang stand doch auch so eine Steintafel."

"Schon. Aber möglicherweise nicht mit der selben Inschrift." Verblüfft blieb Terra stehen und wandte sich zu ihr um.

Für einen kurzen Moment glaubte er hinter Naoko eine Gestalt zu sehen. Aber es war nur ein Sekundenbruchteil. Dann war die Gestalt verschwunden. Hatte er sich das auch nur wieder eingebildet?

"Du meinst die Inschriften unterschieden sich vom Inhalt?" Naoko nickte.

"Naja, vielleicht nicht vom ganzen Inhalt her. Aber vielleicht stand auf der einen Tafel mehr als auf der anderen. Dinge die nur für die Priester und Mönche bestimmt waren. Oder vielleicht sogar nur für die Oberpriester."

"Und die Tafel mit diesen Informationen war die, welche die Priester durch den Geheimgang erreichen konnten. Klingt irgendwie logisch. Die Frage ist nur: was für Informationen können das gewesen sein? Was war so wichtig, dass die Priester es vor den Uneingeweihten verbergen mussten?", stellte Terra die Frage der Fragen.

"Vermutlich müsste man für die Antwort die Geschichte des Berges kennen. Ach verdammt. Es ist nervig, dass ich mich nicht erinnern kann.", fluchte Naoko.

Ja in der Tat. Die ganze Sache wäre dann vermutlich wesentlich leichter. "Es bringt nichts, sich darüber aufzuregen.", sagte Terra beruhigend. "Je mehr du versuchst dich zu erinnern, desto mehr blockierst du die Erinnerung. Wenn du es sein lässt, kommen die Erinnerungen vermutlich irgendwann ganz von alleine zu dir zurück."

"Ja, vermutlich.", seufzte Naoko "Ich kann mich gerade eh nicht richtig konzentrieren. Ich muss andauernd daran denken, dass ich froh bin hier wieder raus zu kommen. Die Luft hier ist echt erdrückend." Terra nickte zustimmend. Gleich haben wir es geschafft."

Und damit behielt er Recht. Ein paar Minuten später standen sie wieder im Tempel.

Terra schob die Statue zurück an ihren ursprünglichen Platz. Mit einem lauten Scharren glitt sie über den Boden.

"Warum machst du das?", fragte Naoko ihn verwundert. "Jetzt ist es doch eh egal. Wir kennen den Geheimgang doch jetzt."

"Das mag sein.", stimmte Terra ihr zu. "Aber sobald jemand versucht den Gang zu nutzen, werden wir es so auf jeden Fall mitbekommen. Das Scharren wird wohl kaum zu überhören sein."

"Stimmt. Gute Idee." gab Naoko zu. Gähnend streckte sie sich.

"Das alles war schon ein bisschen aufregend. Die Aufregung hat mich hungrig gemacht." Terra warf ihr einen Blick zu. "Ach wirklich? Nur die Aufregung, ja?", fragte er sarkastisch. Naoko grinste ihn an. "Natürlich. Was denn sonst?"

"Ich weiß auch nicht. Deine Verfressenheit möglicherweise?"

"Ey!" Naoko packte einen kleinen Stein und warf ihn spielerisch nach Terra. Dieser wich dem Stein lachend aus. "War nicht so gemeint. Aber dein Hunger scheint ja wirklich unstillbar zu sein." Naoko brummelte etwas Unverständliches vor sich hin. "Na komm. Bereiten wir das Abendessen zu.", sagte Terra beruhigend und ging voran. Naoko folgte ihm.



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