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STARRE

von

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Entzugserscheinungen

Ich war froh, dass das Gespräch mit Lucas Eltern so gut verlaufen war und fühlte mich erleichtert. Allerdings war mir etwas anderes aufgefallen, was mir Sorgen bereitete. Ich war seit Tagen immer wieder sehr unruhig, zitterte und begann schnell zu schwitzen. Egal was ich machte, ob es beim Einkaufen mit Luca war oder abends beim Fernsehen, immer wieder bekam ich diese komischen Symptome. Ich hatte es zuerst auf meine Psyche geschoben, die durch den Vorfall mit dem verrückten Freier angeschlagen war. Aber dann kam dieses Bedürfnis nach Kokain immer wieder hervor. Ich fragte mich, ob ich vielleicht wirklich schon Entzugserscheinungen hatte.
 

So war es auch heute, Luca saß am Schreibtisch im Schlafzimmer und lernte für die Schule, allerdings war er dabei eingeschlafen und lag mit dem Kopf auf dem Schreibtisch. Ich lief nervös durch die Wohnung und fand einfach keine Ruhe. Ich wusste genau, dass ich noch ein Tütchen mit Kokain hatte, aber das war bei Luca. Ich goss mir ein Glas Whisky Cola ein und trank es in ein paar Zügen leer. Ich fragte mich, wo Luca das Kokain hingetan hatte, aber ich konnte ihn unmöglich danach fragen.
 

Nachdem ich im Rest der Wohnung alle möglichen Stellen abgesucht hatte, war ich mir sicher, dass Luca das Tütchen im Schreibtisch aufbewahren würde. Er verwendete den Schreibtisch immer zum Lernen und er wusste, dass ich nur sehr selten an den Schreibtisch gehe. Ich lief möglichst leise in das Schlafzimmer, um Luca nicht zu wecken. Ganz langsam, Schritt für Schritt und versuchte dabei das Knarren des Fußbodens zu vermeiden. Mein Herz schlug schnell und laut in meiner Brust. Ich hatte große Angst, dass Luca aufwachen könnte. Nach einer gefühlten Ewigkeit hatte ich endlich den Schreibtisch erreicht. Ich öffnete ganz langsam die Schublade und vergewisserte mich dabei mehrmals, dass Luca, der sich nur ein paar Zentimeter neben mir befand, nicht aufwachte. In der Schublade war kein Tütchen zu sehen, aber ich fand eine kleine Kiste. Ich erinnerte mich, dass Luca sie vor ein paar Wochen mitgebracht und sich riesig über die schön verzierte Kiste gefreut hatte. Ich war mir unsicher, ob ich hineinschauen sollte, aber mein Drang nach dem Kokain war gerade größer. Ich öffnete so leise wie ich konnte die Kiste und war ganz erstaunt. Die Sachen, die sich darin befanden, waren Geschenke von mir gewesen. Das Messer, das ich ihm gegeben hatte, bevor ich in die Jugendstrafanstalt gekommen war. Die Briefe, die ich ihm geschrieben hatte und meine Gedichte…
 

Ich war sehr gerührt und freute mich, dass er die Sachen wie einen Schatz aufbewahrte. Aber dann war da auch das kleine Tütchen mit dem Kokain und ich zögerte einen Moment, es war wie ein Stich ins Herz, dass ich gerade dabei war, Luca zu hintergehen. Mit einem schlechten Gewissen steckte ich das Kokain in die Hosentasche und legte vorsichtig und leise die kleine Kiste wieder in die Schublade. Ich ging in den Waschkeller und zog mir mit einem eingerollten Geldschein eine Line Kokain. Sofort durchflutete mich dieses mitreisende Gefühl von Macht und Stärke, nachdem ich mich so gesehnt hatte. Meine Hände hörten auf zu zittern und ich wurde ruhig und fühlte mich klar.
 

Zum Glück schlief Luca tief und fest, sodass er nichts von meinem Rausch mitbekam. Ich hatte ein schlechtes Gewissen und beschloss, Luca vorsichtig in das Bett zu tragen, damit er ruhig weiter schlafen konnte. Er wachte kurz auf, aber schlief dann direkt wieder ein. Ich gab ihm einen Kuss auf die Stirn und flüsterte ihm zu, dass es mir leidtat. Ich deckte Luca vorsichtig zu und verließ dann das Zimmer.
 

Weil es mir nach der Line direkt besser ging, war ich mir inzwischen recht sicher, dass ich schon eine leichte Abhängigkeit entwickelt hatte. Aber ich entschloss mich, den Gedanken beiseite zu schieben und die Abhängigkeit zu ignorieren. Mir ging es gerade super gut, kann das Kokain da wirklich schlecht sein?



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