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Einzelposting: King Arthur


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Von:    grmblmonster 19.10.2004 21:36
Betreff: King Arthur [Antworten]
So, ich als Eröffner und Gegner des Films melde mich mal zu Wort.

>Kennt sich hier auch nur irgendeiner von euch - mir reicht schone eine einzige Person - auch nur im entferntesten Sinne mit der Geschichte des römischen Reiches aus, bzw. mit der von Britannien???

Ja, ich studiere Ur- und Frühgeschichte, ich kenne mich ziemlich gut damit aus, außerdem habe ich viele Leute in meinem Bekanntenkreis, die Römerreenactment machen.

>Mir scheint irgendwie, ihr seid alle Sagen- und Marion-Zimmer-Bradley-geschädigt.

Sicher nicht. Ich habs zwar gelesen, aber ich hasse Marion Zimmer-Bradley.

>Könntet ihr vielleicht mal eine Trennung zwischen Sage und Realität machen, bzw. dem, was vielleicht wirklich war?

Und vielleicht auch annehmen, dass es nie so etwas die da gegeben hat? Klar, mach ich ja schon! Aber das, was da dargestellt wurde, kam einer realitätsnahen Darstellung nicht im entferntesten nahe.

>Habt ihr vielleicht mal überlegt, dass Merlin kein Mann mit Zauberstab gewesen sein kann?

Ach wirklich ôo

>Und als Anführer der Pikten (, die überall in der Geschichte als 'wildes' Volk bezeichnet werden,) trägt er nun mal keine weiße Kleidung wie ihr euch einen Druiden vielleicht vorstellt.

Aber auch bestimmt keine abgeranzte und verdreckte Kleidung. Da die Pikten weder ein "wildes Volk" ohne Kultur waren, noch nicht wußten, wie man sich standesgemäß kleidet. Schon mal darüber nachgedacht?
Und die Pikten haben ganz sicher nicht im Wald gehaust wie die Wilden, sondern hatten eine einzigartige Sozialstruktur (unter anderem auch mit Dörfern und Handelszentren) wie jedes andere Volk zu der Zeit auch.

>Einige von euch meinten ja, Lanzelot wäre völlig fehl am Platz, weil er nur rumzickt und Arthur nachläuft. Was habt ihr erwartet? Arthur ist sein Vorgesetzter und kann Lanzelot das Leben zur Hölle machen, wenn der nicht spurt

Da gebe ich dir recht. Aber wie erklärst du dir dann, dass die Jungs dort alle als super Kumpels dargestellt werden?

>Genauso die fehlende Dreiecksbeziehung zwischen Arthur, Guin und Lanzelot: Schon mal auf die Idee gekommen, dass sich die Autoren der Sage sich diese ausgedacht haben könnten? Es wäre nicht das erste Mal, dass die Kirche die Wahrheit verdreht, damit ihr Glauben ins rechte Licht gerückt wird.

Erstens: Es gibt bei dieser Geschichte keine Autoren. Ein Autor, ist jemand, der es sich ausdenkt. Diese Sage wurde allerdings schon Jahrhunderte vorher mündlich überliefert, also gibt es das nicht. Und die Kirche hat diese Sage nicht aufgeschrieben. Da hast du leider unrecht. Die Kirche schrieb keine Sagen auf, das taten Privatpersonen (die auch mit dem katholischen Glauben zusammenhingen, so wie jeder damals, aber egal.).

>Falls ihr es nämlich nicht wisst (,wobei ich das zu bezweifeln wage, weil ihr ja alle schön M. Zimmer-Bradley gelesen habt), wurde damals in Britannien das göttlich Weibliche verehrt in den Formen der Jungfrau, der Mutter und der Greisin (oder Todesbotin genannt).

Und falls du es nicht weißt: So weit ich weiß, waren die Pikten Kelten. Und der keltische Glaube besteht aus mehr als diesen Göttinnen. Das mit dem göttlichen Frauen spielt nämlich bei Marion Zimmer-Bradley eine sehr große Rolle (die du anscheinend auch gelesen hast, wenn du darauf so pochst)

>Genau, in dem man die bösen Heiden den armen christlichen König hintergehen lässt. Am besten natürlich noch durch seinen besten Freund (natürlich ein Heide) und die böse Frau, die ja an das göttlich Weibliche glaubt, aber in Wirklichkeit Evas Erbsünde in sich trägt und die ja auch gar nicht die Liebe des Christen verdient hat.

Tja, interessant. Aber es ist weder bewiesen, dass Lancelot ein Heide war, noch ist es bewiesen, dass die Frau eine Heidin war, die das "Göttliche Weibliche" verehrt hat. Verläßlicher sind da eher die Quellen, die Gwenyfar (so schreibt sich der älteste Name) eine Sächsin war und somit zu der Zeit schon christianisiert.

>Und falls ihr mir nicht glaubt - was natürlich euer Recht ist - dann stell ich euch eine einfache Frage: Was glaubt ihr, wer hat das erste Mal die Sagen und Mythen aufgeschrieben? ...Na, wer kommt drauf? Soll ich es euch sagen? Es waren Mönche - arme kleine Gotteskinder, die irgendwo in einem Kloster versauerten und nichts zu tun hatten, als zu versuchen das heidnische Land zu christanisieren.

Ich glaubs nicht, weils nicht stimmt. Das älteste Schriftstück, das kirchlichen Ursprungs und irgendwie in Richtung geht, nicht nur Kirchengeschichte zu sein, war die Sammlung der Zaubersprüche, die die Landbevölkerung nutze. Gefunden in Merseburg und als eine Art Dokumentation der örtlichen Gebräuche zu sehen. Und dieses Schriftstück stammt aus dem 11 Jahrhundert. Merseburger Zaubersprüche halt.
Mönche waren außerdem selten allein und haben irgendwo in einem Kloster versauert. Und der Glaube, dass Mönche nichts zu tun hatten im Mittelalter ist eine dermaßen große Fehleinschätzung deinerseits von den Gegebenheiten eines klosters im Mittelalter, wie sie größer nicht sein konnte. Ist dir klar, dass der Mönchalltag damals noch viel härter gegliedert war und strengen Tagesordnungen unterworfen war?
Und by the way: Die ältesten heidnischen Sagen, die aufgeschrieben wurden, sind meines Wissens nach in der Edda des Snorri Sturlusons abgedruckt und das war im 12. Jahrhundert.

>Und falls ihr mir jetzt irgendwie kommen wollt, dass es ja bestimmt auch Druidenschriften geben würde: Dann tut ihr mir wirklich leid und ich würde euch bitten, euch wieder in eure Traumwelt zurück zu ziehen und mich mit euren Schrott in Frieden zu lassen! Denn es ist nicht nur bei den Historikern überall bekannt, dass die Druiden aus guten Gründen ihr Wissen nur mündlich weitergaben - so war ihre Machtstellung gesichert, den WISSEN ist MACHT.

Das stimmt ohne Vorbehalte.

>Ich zitiere es zwar nicht, aber sinngemäß griff derjenige Lanzelot an, weil er mit zwei Schwertern ‚rumfuchtelt’, um besonders cool rüberzukommen. Vielleicht sollte sich derjenige mal ein Buch über ‚Kampftechniken aus der Zeit der Römer’ besorgen und auch mal anderes lesen, als irgendwelche Romane von zum Teil mittelmäßigen bis miserablen Autoren, die sich einbilden, sie könnten mal eben die Romantiker in die Steinzeit versetzen und ähnliches.

Dann solltest du es dir am Besten nochmal durchlesen. Die Römer kämpften ersten mit dem Gladius und einem Schild und zweitens ist dieses Buch von einem neuzeitlichen Autor geschrieben worden, der aus dem Gebiet des LARPs kommt. Aber egal. Was sicher ist, es hat zu keiner Zeit Kämpfer gegeben, die mit zwei Schwertern so gekämpft haben. Definitiv. Und wenn du es mal ausprobierst (Vorsicht dabei!) wirst du auch feststellen warum: Es ist nicht effektiv. Man kann mit 2 Schwertern weder gut blocken, noch kann man damit jemanden effektiv angreifen ohne sich selbst zu verletzten. Soviel zu dem Thema. Und glaub mir, bevor du hier mit so etwas daher kommst, wie Bücher lesen: Ich habe ziemlich lange Schwertkampf gemacht und mein Freund ist Waffenschmied und musste die Geschichte der Waffen ziemlich gut lernen um das zu werden. Und der sagt genau das gleiche. Er kennt sich mit allen Zeiten und mit jedem Kriegsgerät aus, dass du dir vorstellen kannst. Wie willst du dagegen ankommen mit einem Fantasy-Buch?

>Ach, und noch was zu den Leuten, denen zu viel gekämpft wurde: Lest euch wenigstens die ersten 10 bis 20 Kapitel aus dem ersten Buch von Caesars ‚de bello gallico’ durch, dann wisst ihr was die Römer am liebsten gemacht haben.

Och, die Anzahl der Kämpfe waren doch okay *g*
Aber das gleich mit "Am liebsten" gleichzusetzten?

Epos? Naja, wie du meinst... Und die Storyline halte ich immer noch für grottig.

Danke fürs Gespräch

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